Philosophie

So wie alle Lebewesen sind auch alle Gegenstände dieser Welt einem Alterungsprozess unterworfen. Während dieser sich z. B. beim Menschen durch Runzeln und Fältchen bemerkbar macht, führt er bei Möbeln zu einem charakteristischen Wandel in Farbe, Form und Oberfläche. Diese Veränderung nennt man Patina.

Nehmen sie z. B. einen Tisch, der 1860 gefertigt wurde. Dieses Möbel hat mindestens zwei Kriege „miterlebt“ und ist höchstwahrscheinlich häufiger umgezogen, als Sie es je tun werden. An ihm sind tausende von Mahlzeiten eingenommen worden, vermutlich hat er einen Zug durch alle sozialen Schichten unternommen. All das hat natürlich Spuren hinterlassen. Es finden sich Dellen, Kratzer, Verfärbungen der Oberfläche usw. Und genau diese Veränderungen machen den Wert des Tisches aus, denn sie erzählen seine Geschichte und zeugen von seinem Altern.

Technisch ist es selbstverständlich möglich, die Patina der Furniere (Dellen, Kratzer usw.) und die Polituren so zu glätten, dass dieses Möbel wie neu aussieht. Lediglich starke Verwerfungen des Massivholzes (plastische Patina) kann man nicht mehr rückgängig machen. Diese Vorgehensweise wäre allerdings eher eine Zerstörung als eine Reparatur. Denn erstens wären diese Arbeiten immer mit der Wegnahme von Originalsubstanz verbunden, zweitens nähme man dem Möbel sein Gesicht und damit seine Geschichte.

Zu guter Letzt möchte ich noch einmal auf den Vergleich zum Menschen zurückkommen. Viele Leute versuchen, der natürlichen Alterung durch Liftings auszuweichen. Aber mal ehrlich: Das in Würde gealtertes Gesicht eines Menschen ist doch wesentlich ausdrucksvoller als ein x-mal geliftetes, oder?